I. Ursprung der Legende
Die Legende der Sœurs de la Cendre („Schwestern der Asche“) geht auf den letzten großen Hexenkrieg im 18. Jahrhundert zurück, als die Cercle du Péché von Kirche und rivalisierenden Zirkeln nahezu ausgelöscht wurde. Neun Hexen, die sich weigerten zu sterben, führten ein Ritual durch, das ihnen erlauben sollte, ihre Körper zu opfern, aber ihr Bewusstsein in Flamme und Rauch zu binden. Das Ritual misslang – oder gelang zu gut. Sie verbrannten bei lebendigem Leib, doch ihre Schatten lösten sich nicht vom Feuer.
Seit jener Nacht erzählen selbst Dämonen, dass über den Ruinen von Sainte-Marie-des-Cendres Lichter flackern wie lebende Glut, und dass Stimmen in den Rauchschwaden lachen.
II. Wesen und Erscheinung
Die Sœurs de la Cendre sind keine Geister – sie sind gebundene Flüche, eine Verbindung aus Feuer, Erinnerung und Schuld. Jede von ihnen trägt das Fragment einer Hexenseele und eines Dämons, der im Augenblick des Todes an sie gebunden wurde. Sie erscheinen in Gestalt halb verbrannter Frauen: Haut wie zerbrochene Keramik, aus den Rissen glüht Aschelicht. Ihr Haar besteht aus Rauch, ihre Finger enden in schwarzen Klauen. Ihre Augen sind zwei erlöschende Flammen. Sie bewegen sich nicht wie Menschen – sie schweben, taumeln, kriechen an Wänden oder tanzen über Dächer, getrieben vom Wind und von der Erinnerung an Schmerz.
Begleiterscheinungen:
- Temperaturabfall und trockene Luft
- Geruch von verbranntem Rosenholz
- Flackern von Lichtquellen, selbst bei Kerzen
- Asche auf Haut oder Kleidung nach Begegnung
III. Verhalten und Motive
Die Sœurs sind keine bewussten Wesen im menschlichen Sinn. Sie handeln nach Echos des letzten Befehls, den sie während ihres Opferrituals erhielten: „Reinige die Stadt von Verrätern.“ Doch über Jahrhunderte ist dieser Befehl zerfallen, verdreht durch Zorn und Schmerz. Heute greifen sie alles an, was lebt und Magie trägt – Hexen, V ampire, Engel, selbst Loa.
Manche Theorien besagen, dass sie von Schuld angezogen werden. Jene, die ein Verbrechen verbergen, spüren ihr Nahen als trockene Hitze im Rücken. Nur selten kommunizieren sie – doch wenn, dann flüstern sie den Namen desjenigen, der sie einst verraten hat.
IV. Verbindung zum Cercle du Péché
Der Cercle du Péché nennt sie ehrfürchtig „Les Déchues“ – die Gefallenen. Sie gelten als die ersten und letzten Märtyrerinnen ihrer Kunst, und ihre Existenz ist zugleich Fluch und Erinnerung. In seltenen Nächten, wenn der Rauch aus dem Marais Noir den Schleier verdickt, ruft die Grande Sorcière sie herbei. Nicht als Dienerinnen – als Mahnung.
Ihr Erscheinen bedeutet, dass ein Verrat im Zirkel geschehen ist, oder dass eine Hexe versucht, den Kreis zu verlassen. Dann wird der Himmel grau, und Asche regnet über den Lower Ninth Ward.
V. Begegnungen und Berichte
Die Konklave hält über ein Dutzend bestätigte Sichtungen fest:
| Jahr | Ort | Bericht |
|---|---|---|
| 1881 | St. Bernard Bayou | Fischer fand Boot ausgebrannt, Leiche verascht; keine Brandquelle. |
| 1914 | Algiers Point | Priester berichtete von „Frauen aus Feuer“, die über das Kloster flogen. |
| 1966 | Tremé | Ganze Nacht roter Nebel über Friedhof; Ahnenzirkel verlor drei Mitglieder. |
| 1998 | Lower Ninth | Exorzisten verschwanden während Untersuchung – zurück blieb nur Asche in ihrer Form. |
| 2022 | Downtown | Überwachungskamera zeigt flackernde Gestalt auf einem Hochhausdach; Aufnahme wurde gelöscht. |
VI. Magische Klassifikation
Art: Elementarer Fluchkörper
Kategorie: Klasse VII — Selbstbewusste Bindung
Erkennungszeichen: Flammenatem, Schattenfragmentierung, Ascheausblühung
Schwächen: Heiliges Wasser, Salz, Bannkreise aus weißem Marmor
Immunitäten: Feuer, Blutmagie, Bann der Ahnen
Man sagt, sie können nur durch den Ruf der Cendre beschwichtigt werden – ein uraltes Lied, das im Abbaye des Cendres geflüstert wird. Doch wer es singt, ruft sie. Und wer sie ruft, muss sich opfern.
VII. Symbolik und Aberglaube
In der okkulten Gesellschaft gelten sie als Omen des Endes. Wo sie erscheinen, stirbt ein Zirkel, brennt ein Ritual aus, oder ein Fluch verliert die Kontrolle.
Aberglaube unter Hexen:
- Asche auf der Zunge bedeutet, dass eine Cendre dich markiert hat.
- Spiegel, die in Rauch ertrinken, sind Tore für sie.
- Der Wind aus Osten trägt ihren Atem.
VIII. Gegenwärtiger Status (2025)
Offiziell gelten die Sœurs de la Cendre als „vernichtet“. Inoffiziell wissen alle Zirkeln, dass sie weiterhin im Rauch der Stadt existieren.
Nach den Explosionen im Lower Ninth (2023)
berichteten mehrere Bewohner von „glühenden Frauen, die im Regen tanzten“. Das Echo-Kollektiv registrierte gleichzeitig eine erhöhte Schleieraktivität. Es heißt, wenn drei Sœurs gleichzeitig über den Mississippi gesehen werden, steht eine der Säulen der Welt vor dem Erwachen.
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